Monday Thoughts #1 | Das Leben geht weiter

Ich möchte eine neue Reihe hier auf dem Blog ins Leben rufen. Die Monday Thoughts, Montagsgedanken. Ich verspreche nicht, dass hier jeden Montag etwas kommt, aber immer, wenn ich einen (oder mehrere) interessanten Gedanken habe, zu dem ich ein paar Worte sagen möchte, soll ein Post dazu kommen. Und heute geht’s los.

Das Leben geht weiter.

Dieser Gedanke erscheint zunächst relativ profan. Aber lasst ihn mich zunächst näher ausführen. Mir ist neulich aufgefallen, dass nicht nur das eigene Leben (selbstverständlich) weitergeht, sondern auch das aller anderen Menschen. Bahnbrechend, ich weiß. Aber sein wir mal ehrlich – uns selbst fällt das recht selten auf. Also, dass das eigene Leben immer weitergeht. Das liegt natürlich daran, dass wir selbst unser Leben ja mitkriegen. Das heißt, wir erleben die Veränderungen direkt, während sie passieren. Wir lernen Menschen kennen, schließen Freundschaften, verlieben uns, trennen uns, heiraten, bekommen Kinder, kaufen uns ein Haus oder einen Hund. Das alles entscheiden wir bewusst und erleben wir bewusst.

Was wir hingegen nicht live mitbekommen, ist das, was in den Leben anderer Leute passiert. Das könnten alte Freunde, Ex-Partner, ehemalige Arbeitskollegen oder Mitschüler und Mitschülerinnen sein. In jedem Fall hat man diese Menschen teilweise über Jahre nicht gesehen. Und wenn man sich dann wiedertrifft, ist man regelrecht überrascht, dass das Leben auch bei diesen Menschen weitergegangen ist. Was ja im Grunde verrückt ist – immerhin hat es das bei uns ja auch.
Das hat natürlich was mit unserem Empfinden und unserer Erinnerung zu tun und damit, dass wir uns immer so an Menschen erinnern, wie wir sie zuletzt gesehen haben. Soweit, so logisch. Und dann merken wir: Natürlich hat sich auch die Welt der anderen Person weitergedreht, natürlich geht auch ihr Leben weiter.

Doch wisst ihr, was mich am meisten zum Nachdenken gebracht hat? Dass die anderen Menschen genauso überrascht sind, dass unser Leben weitergeht! Ich habe neulich jemanden getroffen, den ich inzwischen etwa zehn Jahre nicht gesehen habe und war regelrecht überrascht, wie sehr diese Person sich gewundert hat, dass ich immer noch mit meinem Mann liiert und darüber hinaus auch noch Mutter bin.
Ich dachte in diesem Moment nur: „Warum ist das denn so überraschend?“ – Ja klar, ich habe all die Entscheidungen, die dazu geführt haben, ja auch live miterlebt. Ich habe die Entscheidungen sogar selbst getroffen! Die Person, die ich traf, jedoch, hat plötzlich mich als Mutter erlebt – eine Rolle, die ich bisher ja nicht innehatte. Und das ist natürlich überraschend.

Aber dahin musste ich erstmal kommen. Es hat mich zugegebenermaßen zwei Tage beschäftigt, bis mir klar war, dass mein Gegenüber aus seiner Perspektive in der gleichen Rolle ist wie ich. Dass die andere Person auch nur ihr eigenes Leben gelebt hat und nicht das meine. Dass sie genauso überrascht ist, dass sich bei mir Dinge verändert haben in den letzten zehn Jahren, wie ich über ihr Leben.

Es ist doch verrückt, wie klein unsere Welt manchmal ist und wie schwierig es ist, über den Tellerrand zu blicken. Oder?

Diese sechs Sätze kann ich wirklich nicht mehr hören

Es gibt so Sätze, die hören schwangere Frauen verdammt oft. Meistens sind es Fragen nach dem Befinden, dem Entbindungstermin oder dem Geschlecht des Ungeborenen. Und im Grunde ist dagegen auch gar nichts einzuwenden, zeugen die Fragen doch meist von Interesse an der aktuellen Situation der Schwangeren. Aber es gibt so Sätze, die konnte ich im Verlauf meiner Schwangerschaft einfach nicht mehr hören. Das mag daran gelegen haben, dass ich diese Sätze eindeutig zu oft gehört habe oder daran, dass ich sie einfach unhöflich, dreist oder gar frech fand.
Hier findet ihr jetzt also eine kleine Auswahl an Sätzen, die sich Verwandte, Freunde oder Fremde wirklich gern sparen können!

Du bist schwanger, nicht krank!

Gern in Kombination mit „Stell dich mal nicht so an!“. Beweist zumindest, dass die Person, die das sagt, überhaupt keine Ahnung von Schwangerschaft hat. Wird entsprechend besonders gern von Menschen gesagt, die noch nie schwanger waren, oder bei denen es 30+ Jahre her ist.
Leider haben diese Leute keine Ahnung, dass eine Schwangerschaft kein Zuckerschlecken ist. Es mag sein, dass manche Schwangere noch drei Wochen vor der Geburt herumhüpft wie eine junge Gazelle oder dass sie bisher nur Schwangere kennen gelernt haben, die durchweg fit waren. Vielen geht es aber anders. Mir zum Beispiel wurde vonseiten meiner Ärztin Ruhe verordnet, ich hatte Probleme mit Blutungen, ich hatte höllische Schmerzen in der Symphyse und, übrigens: Drei Kilo zusätzlich im Bauch mit sich herumzutragen schlaucht auf Dauer!

Kann dein Kind sich bitte noch bis Termin XY Zeit lassen? Ich bin krank.

Nein, verdammte Axt!!!
Ja ja, meistens ist das lieb oder zumindest lustig gemeint. Wenn man aber etwa eine Woche vor dem errechneten Entbindungstermin steht, jede Bewegung wehtut, man keine bequeme Schlafposition mehr findet, dann möchte man einfach nur noch, dass das Kind endlich kommt! Und dann ist es der Schwangeren herzlich egal, dass Oma, Tante, Freundin eine Erkältung hat und das Kind nicht sofort knuddeln kann, wenn es denn da ist. Zum Kuscheln bleibt aber auch immer noch genug Zeit, versprochen.

Also, bei mir war das in Woche XY ja so …

Schön für dich! Wenn ich dich aber nicht explizit nach deinen Erfahrungen in Woche XY gefragt habe, dann kannst du diese Info auch echt gern für dich behalten!
Diese Erzählungen sollen im Normalfall ein Erfahrungsaustausch oder hilfreich sein – sind es aber in den wenigsten Fällen. Stattdessen nerven sie, mich zumindest. Dein Bauch war kleiner / größer? Toll, wir haben bestimmt auch ein unterschiedliches Ausgangsgewicht gehabt! Du konntest noch dieses oder jenes tun? Herzlichen Glückwunsch, ich muss aber schon japsen, wenn ich vom Keller zurück in meiner Wohnung im ersten Stock bin.
Sofern meine Ärztin der Meinung ist, dass alle Symptome, die ich habe normal sind und dass es mir und meinem Kind normgerecht gut geht – ist das für mich beruhigend und völlig ausreichend. Dann brauchst du mir nichts Gegenteiliges erzählen, wirklich nicht!

Genieß die Schwangerschaft!

Ein echter Hass-Satz! Und schließt sich direkt an „Du bist schwanger, nicht krank“ an. Vielleicht geht’s mir nicht gut genug, um die Schwangerschaft zu genießen? Vielleicht fühle ich mich wie ein Häufchen Elend und das ist wirklich nichts, was man genießen kann? Darüber denken die Menschen, die diesen 08/15-Standard-Satz sagen, selbstverständlich nicht nach. Sie wollen einfach nur nett sein.
Ein Tipp: Wenn ihr nett sein wollt, dann fragt, ob ihr der Schwangeren bei irgendwas helfen könnt. Ob sie etwas braucht – und sei es nur eine Freundin, ein Stück Kuchen und ein bisschen Quatschen am Sonntag. Das ist viel netter, freundlicher und hilfreicher als dieser nichtssagende Blödsinn.

Ihr braucht auf jeden Fall Ding XY für das Baby!

Ach, brauchen wir? Wer sagt das? Deine Schwangere Bekannte? Der Ratgeber, den du verschlungen hast? Oder deine jahrelange Erfahrung bei der Ausstattung von Babys? Egal, was es ist – es ist Blödsinn. Jedes Elternpaar entscheidet selbstständig, was es für das Baby braucht.
Ich meine, klar, selbstverständlich braucht ein Kind ein Bett. Aber ein Designer-Windeleimer-System, bei dem die Kassetten (die natürlich nur passen, wenn es die originalen sind!) ein halbes Monatsgehalt verschlingen? Oder eine Hightech-Wickelkommode? Oder gar ein fertig zusammenpassendes Kinderzimmer, das das Kind maximal fünf Jahre oder so bewohnt? In meinen Augen alles unnötiger Schnick-Schnack. Nach wie vor. Wickeln kann ich überall (Tipp von meiner Mutter: Am besten auf dem Boden, natürlich von unten schön warm, da kann das Baby auch nicht runter fallen), Windeln wandern in den Müll und gut.
Ein Tipp von mir: Fragt doch einfach, was die Eltern brauchen, wollen oder sich wünschen. Bittedanke.

Wie, ihr kennt das Geschlecht nicht?! Also, ICH würde ja verrückt werden!

Tja, dann viel Spaß dabei. Was soll ich denn machen, wenn mein Baby mich einfach nicht gucken lassen will? Ich kann das Kind ja schlecht dazu zwingen, mir sein Geschlecht zu verraten…
Außerdem: Kennt irgendjemand eine Schwangere oder Mutter, die das Kind umgetauscht hätte, wenn es das vermeintlich „falsche“ Geschlecht gehabt hätte? Seht ihr, ich auch nicht. Es kommt doch am Ende auch nicht darauf an, ob das Kind nun ein Mädchen oder ein Junge ist, zwei X-Chromosomen oder ein X- und ein Y-Chromosom hat. Sondern darauf, dass es gesund und sicher zur Welt kommt, dass es dem Kind gut geht und dass es glücklich ist. Zumindest mir war das immer wichtiger als das Geschlecht. Und: Verrückt geworden bin ich auch nicht.